Aufteilung der Vorsteuerbeträge nach § 15 Abs. 4 UStG

Das BMF hat den UStAE im Hinblick auf diverse Urteile des BFH zur Vorsteueraufteilung nach § 15 Abs. 4 UStG angepasst (BMF, Schreiben v. 18.11.2022 – III C 2 – S 7306/19/10002 :002).
Hintergrund: In den vergangenen Jahren hat der BFH in mehreren Entscheidungen zur Vorsteueraufteilung nach § 15 Abs. 4 UStG geurteilt:
• BFH, Urteil v. 16.11.2016 – V R 1/15, BStBl II 2022 S. xxx (Vorsteueraufteilung für ein Strom und Wärme produzierendes Blockheizkraftwerk, s. hierzu Becker, NWB Nr. 9/2017 S. 638).
• BFH, Urteil v. 23.10.2019 – XI R 18/17, BStBl II 2022 S. xxx (Berechnung des Vorsteuerschlüssels von Kreditinstituten nach der sog. Philipowski-Methode, s. hierzu Möller, USt direkt digital 10/2020 S. 5).
• BFH, Urteil v. 23.10.2019 – V R 46/17, BStBl II 2022 S. xxx (Verzicht auf Steuerfreiheit der Vermietung, s. hierzu Walkenhorst, USt direkt digital 4/2020 S. 8).
Das BMF hat beschlossen, die o.g. Entscheidungen im BStBl II zu veröffentlichen. Der UStAE wird im Wesentlichen wie folgt angepasst:
1. Abschnitt 2.5 Abs. 20 Satz 2 UStAE:
Wird jedoch bei einer Strom und Wärme produzierenden KWK-Anlage die erzeugte Wärme entnommen bzw. zu den Vorsteuerabzug ausschließenden Zwecken (z. B. Verwendung in einem der Durchschnittssatzbesteuerung nach § 24 UStG unterliegenden Betrieb des Unternehmers) verwendet und der durch die KWK-Anlage erzeugte Strom in das allgemeine Stromnetz eingespeist, richtet sich die Vorsteueraufteilung nach Abschnitt 15.17 Abs. 3 (keine Aufteilung nach Menge bei nicht miteinander vergleichbaren Produkten).
2. Abschnitt 15.16 Abs. 1 Satz 4 UStAE:
Auch eine Steuer, die nach § 14c UStG geschuldet wird, kommt nicht für eine Vorsteueraufteilung in Betracht (vgl. BFH-Urteil vom 23.10.2019 – V R 46/17, BStBl II 2022 S. xxx).
Abschnitt 15.17 Abs. 3 Satz 4 ff. UStAE:
Dies ist in dem Sinne zu verstehen, dass keine andere Methode eine präzisere Ermittlung der abziehbaren Vorsteuern gewährleisten darf (vgl. BFH-Urteile vom 10.08.2016 – XI R 31/09, BStBl II 2022 S. xxx, und vom 11.11.2020 – XI R 7/20, BStBl II 2022 S. xxx), ein präziserer anderer (sachgerechter) Aufteilungsschlüssel geht dem Umsatzschlüssel daher immer vor.
Kommen mehrere andere präzisere Aufteilungsschlüssel in Betracht, ist nicht zwingend die präziseste Methode anzuwenden. Die Auswahl der anzuwendenden präziseren Methode obliegt in diesen Fällen dem Unternehmer; das Finanzamt kann sie jedoch daraufhin überprüfen, ob sie sachgerecht ist. Nicht sachgerecht sind z.B. Aufteilungen nach der Menge nicht miteinander vergleichbarer Produkte (zu einem Strom und Wärme produzierenden Blockheizkraftwerk vgl. BFH-Urteil vom 16.11.2016 – V R 1/15, BStBl II 2022 S. xxx) oder nach einem selektiven Personalschlüssel (vgl. BFH-Urteil vom 23.10.2019 – XI R 18/17, BStBl II 2022 S. xxx).
Hinweis:
Das Schreiben ist in allen offenen Fällen anzuwenden. Es wird nicht beanstandet, wenn sich ein Steuerpflichtiger für bis zum 31.12.2022 bezogene Leistungen auf die bisherigen Regelungen in Abschnitt 2.5 Abs. 20 UStAE beruft.